2.Tag in Delhi

Am Frühstückstisch treffen sich Reisende aus den USA, Frankreich, Deutschland und China. Letztere Drei sorgen für kurzes Stutzen, doch der Wirt klärt auf: Sie waren schon vor dem Ausbruch der Krankheit da und wollen jetzt nicht recht zurück. Das Ganze wird langsam teuer für sie, doch der Wirt hilft zu organisieren. Zwei Französinnen wollen nach Kalkutta, von dort auf die Andamanen (traumhaft), danach nach Goa. Sie schwärmen vom Taj Mahal und gehn dann eine rauchen. Die Amis sind immer ein halbes Jahr auf Reisen, also eiserne Traveller, stecken aber auch fest, weil sie nicht mehr aufs Kreuzfahrtschiff mit Cinesen dürfen. Jetzt wollen sie, obwohl sicher schon 75, per Rad weiter.
Wir laufen zur Metro, die super sauber und schnell ist.  Aber alle Ticketcounter sind verwaist, man muss elektronisch einchecken, bissl mühsam, aber geht. Ein Plastikcoin rollert zum Schluss raus, ohne den gar nix geht, nicht mal das Verlassen der Ubahn. Massen von Männern sind unterwegs, alle tragen einen Rucksack, der auch gut gefüllt scheint. Man schleppt offenbar Laptops, dicke Klamotten und feine Zweitschuhe fürs Büro mit sich rum. Ist hier so üblich, da wird enormer Wert aufs Schuhwerk gelegt. Obwohl Frau auch zum Sari auf dicken Sneakern wandelt. Wenige Frauen sind unterwegs.
Im Mittelpunkt Delhis ist der Sitz des Premierministers inmitten gewaltiger, stalinistisch/griechisch anmutender Monumentalbauten. Eine breite Alle mit Wasserbecken führt  on da auf den Mittelpunkt der Stadt, einem kreisrunden Platz mit Brunnen, von dem in 8 Richtungen Straßen abgehen.
Hier im Regierungsviertel ist alles sauber und gepflegt, alles riesig und weitläufig.
Vor einem abartig gewaltigen Hochhaus, dem  Polizeidepartement, besuchen wir einen Sikh-Tempel. Schuhe aus, Hände und Füße waschen, dann mit vielen Andächtigen hinein ins schneeweiße Spitzen-Haus zum bunten Heiligtum (der zugedeckte Sarg eines achtjährigen Heiligen vor hunderten von Jahren), dann knien alle und küssen den Boden davor. Wir lassen uns wie andere Meditierende auf dem Teppich daneben nieder und lauschen der Live Musik dreier Turbanmänner. Schöner Gesang mit Instrumenten, beruhigend irgendwie ... „Die einen glauben an den Lord, die anderen an Rama Rama, andere an Allah, doch es gibt nur einen Gott ...“ (laut Übersetzung am Display) Das gefällt mir, weils vernünftig ist 😉
Vorm Textilministerium nehmen wir mit Büromännern einen Straßensnack aus Rotibrot und Kichererbsenragout ein, schmeckt gut und scharf, da braucht’s ne Cola.
Dann durchpflügen wir das indische Nationalmuseum, n oller Riesenkasten, in dessen unterer Etage es tolle Skulpturen und sensationelle feinste 5000 Jahre (! Ötzizeit) gegossene Bronzefigürchen gibt. Die zwei Etagen drüber werden immer rumpliger, da ist alles etwas wild zusammengesammelt von gezeichneten feinen Miniaturen bis zu Schiffssteuerrädern und weils keine Wegeführung mehr gibt, taumeln wir etwas verwirrt wieder raus - das Beste war unten.
Es ist warm, ich brauch schon meine Basecup und Sandalen.
Wie grün die Stadt ist, Riesenbäume, manchmal duftet es sogar nach Eukalyptus und Affen wohnen drin.
Alle sind nett, wollen wissen, woher und wohin ... Wir sehen nur sehr wenige andere Touristen!
So, jetzt zurück nach „Hauz Khas“, Viertel „Sofderjung Development Acer“, Block C4, Haus 33 und schön ruhen.
Entschuldigt, dass ich so viel schreibe, ist halt nach vielen Kuli- Tagebüchern mein erstes elektronisches.
Abends herrlich gespeist im Fressviertel, ca. 15 Min. zu laufen, Weg kennt man schon im Dunkeln.
Der Magen meldet „Wohltat“ nach oben.



























Kommentare

  1. Von mir aus kannste noch viel mehr schreiben, es liest sich toll und macht Lust auf Indien ��

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