Jodhpur ach nein ach ja!

Ehrlich, anfangs nimmt mich Jodhpur nicht gefangen. Es ist staubig, in den Ecken liegt viel schmieriger Müll, Hunde bellen rum. Das war gestern Abend nach der Busfahrt, im Dunkeln, bisschen knülle. Heute früh strahlt die Sonne, wir werden aufmerksamst behandelt und frühstücken indisch: Hirsebrei ohne Milch, mit Karamelzucker bestreut und bisschen flüssiger Butter drüber. Schmeckt mir gut, etwa wie unser Griesbrei. Dazu gelber Reissalat mit Zwiebeln, Erbsen und Koriander. Joghurt, Bananen, Toast und natürlich Kaffee. Gut! 

Los mit der Rikscha. Es ist unmöglich, sich hier zu Fuß zurechtzufinden. Gibt auch keine Stadtpläne, also das wär ne Aufgabe 🤦🏼‍♀️!
Wir wollen zur berühmten Mehrangarh-Festung, die 130 m über der Stadt thront. Sie gehört noch heute der Familie des Maharadscha. Doch der Rikscha-Fahrer, ein Junge von 16 Jahren, kann nur Hindi und nix lesen 😳 und so versteht er Bahnhof und fährt uns Richtung Umai-Palast. Das ist zwar ein Riesenbau a la nachgeäfftem Taj Mahal in Rot, sieht von fern gut aus aufm Berg, ist aber n Hotel und man muss Eintritt bezahlen, wenn man rein will. Wollen wir aber nicht, er muss umkehren, Preisfeilscherei und endlich sind wir am Fuß der Burg. 
Wow 😲 Bin sofort versöhnt mit Jodhpur! 

Traumblick auf die Stadt, von hier oben erst erschließt sich der Begriff „blaue Stadt“.  Hier fügen sich viele blaugetünchte Flächen zum Mosaik. Oben eine 10 km lange Mauer auf Bergkämmen ringsum. 
Und jetzt die Burg selbst - sagenhaft! Senkrechte Mauern streben riesenhoch und ganz oben krönen zierlichste Gemächer! Es fährt ein Lift weit hoch. Dann taucht man wieder in die märchenhafte Welt des reichen alten Indien ein ... 
Einfach traumhaft, diese Burganlage!
Um einmal die Erbfolge zu sichern, wurde ein 8 Jahre alter Prinz auf den Thron gesetzt. Irgendwie hat er’s aber später versemmelt und es ging abwärts mit den Maharadschas. Sein gefüttertes Mäntelchen hängt noch da - siehe drei Fotos. 
Aber es gibt auch Erschütterndes hier - als ein Maharadscha starb, mussten seine Witwen mit ihm auf dem Scheiterhaufen brennen. Davon zeugen noch ihre Handabdrücke 😭
Wir gehn noch zur marmornen Grabstelle in der Nähe, ehe wir wieder in den Großstadtstrudel eintauchen. 

Ich blicke mal ums Eck auf einen ummauerten kleinen Teich, das hätt‘ ich mal lieber nicht tun sollen. 
Es knattert und lärmt überall. Auf dem Markt in der Nähe des „Clock Tower“ (very british), gehts wieder rund. Wenn die Händler rausgekriegt haben, dass wir aus Germany sind, erzählen sie eifrig (in gebrochenem englisch), dass sie lange in Hamburg/Mjunich/Fränkfurt gearbeitet haben, den Namen des Restaurants/der Modefirma hamse grad vergessen (i‘m confused) und wir sollen deshalb bei ihm was kaufen. Wenn wir alles kaufen würden, was wir sollen, hätten wir schon n‘ Laster voll. Ok, ich kauf 3 Tüten echte Indiengewürze, um die Family zu Hause authentisch zu bekochen 😋. Natürlich ist laut Händler Jodhpur die weltweit berühmteste Stadt für indische Gewürze. Bin trotzdem stolz, ihn 160 Rupien runtergehandelt zu haben (2,20€) und ziehe wie ne waschechte Sarifrau von dannen. 

Eine bunte Frauenfamilie lässt sich gern fotografieren. Sie shoppen grad neue Armreifen. Will auch, aber meine Pfoten sind zu groß für die kleinen Glitzerringlein, obwohl mir alle helfen und den Haufen durchwühlen. Nun kann ich nicht anders und erwerbe aufgrund bittender Augen ein Plastikset mit blondhaariger China-Barbypuppe nebst Zubehör und löse damit Begeisterung beim Mädchen und der ganzen Familie aus. 

Zurück mit einem traurigen, müden Tuktukfahrer. Er muss lange stoppen am Bankautomat, weil Olli dort ein Desaster erlebt - er tippt n gewünschten Betrag rein und nur ein Bruchteil kommt raus! Was nun? Dauerte ne halbe Stunde, ehe er wieder im Blickfeld auftaucht. Einer musste den Automaten öffnen etc. etc. Mal sehen. Ist so geblieben, Geld wahrscheinlich weg. War nicht genug im Kasten oder?
Währenddessen erzählt mir der Fahrer, dass Ende Januar seine Frau an Brustkrebs gestorben ist. Er hat zwei Töchter, 19 und 17 und einen 11jährigen Sohn und ist nun allein. Aus ihm sei alle Kraft raus meint er und man sieht es ihm an den dunklen Augenringen wirklich an. Ich tröste ihn so gut es geht. Wir sprechen über die möglichen Ursachen und sind uns einig, dass die Welt sich ändern muss. 

An einem Imbisstand drängen sich futternde Inder. Es wird wirklich ganz frisch gekocht und so ziehen auch wir mit 5 Stück Samosas für ca. 70 Cent „heim“ ins Haveli. Auf dem leeren Rooftop mit 2 Plastikstühlen und nem Tischlein nehmen wir den Lunch ein. Die Temperaturen liegen jetzt mittags um die 32 Grad, also Rückzug ins Zimmer. 
Draußen singt ein Knabe...
Morgen geht’s in die kühleren Berge!
(Das Sicherheitsschloss ist vom Hotelzimmer)






































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