Oh, Old-Delhi

Die Chinesen reisen heute nach Bangkok ab, neue Gäste sind da - ein eloquenter New Yorker mit seinem schwarzen jungen Freund, zu dem er sagt: „black is beautiful“. 

Mit der Metro geht ins alte Delhi. Das ist eines von 8 Siedlungsgebieten, die später zur Millionenstadt zusammenwuchsen. Erstmal wird grad die zum Roten Fort führende Hauptstraße komplett umgebaut und es sieht aus wie Krieg.
Die Baustelle ist abgesperrt, was keinen Menschen interessiert, alle laufen darin herum. Gegenüber gehts rein in den Basar. Ich hab ja schon viel gesehen, aber dieser ist quasi die Urmutter, das Basic aller Basare: mit den verfitztesten Leitungen, den schlimmsten Schlaglöchern, den meisten Lastenträgern, längsten Karren, breitesten Fahrradrikschas samt dickster Touristen drauf, den dunkelsten Gassen und der größten Auswahl in jeder erdenklichen Warengruppe. Und natürlich dem größten Gedränge.
Allein, was es für Frauenkleider und Materialien zu deren Herstellung gibt!! Fertige Kleider voller Glanz und Gloria, dann nur die bestickten Stoffe, extra die Perlen, Bänder, Spitzen, Quasten, Schühchen ... Von jeder Sorte x Stände - und überall nur Männer als Verkäufer.
 Nun raus aus dem Basar und Straße möglichst lebend überqueren. Tja, denkste! Ewig lange Absperrungen entlang des Mittelstreifens verhindern das. Wie nun rüberkommen zur Hauptattraktion Delhis, dem Unesco-Welterbe, der 1 km breiten Burganlage Rotes Fort? Da - eine Lücke in den Absperrungen und alle quetschen sich durch. Dann wieder, wie überall, durch Sicherheitsschleusen wie im Flughafen mit Gepäckdurchleuchtung und Abtasten. Drin zeigen Maschinengewehre aus Holzhäuschen auf uns.
Das Rote Fort wurde im 17. Jh. vom Großmogul aus rotem Sandstein gebaut und war sein Paradies, mit Gold bemalt, drin Marmorgebäude für Haremsdamen, ihn, Hamame, Tempel und große Wohnkomplexe, in denen heute Militär stationiert ist. Es ist ein riesiger Park mit Wasserbecken, Wiesen und Bäumen, sehr angenehm, aber halt auch ein ummauertes Gefängnis. Damit die Frauen sich nicht zu sehr langweilten und was zu shoppen hatten, wurde ein Basar eingebaut.
Leider haben immer wieder gierige Feinde das Fort beklaut und ausgeplündert- vom Glanz ist nicht mehr viel da. Die Perser beispielsweise trugen den weltberühmten Pfauenthron davon , dann saß deren Schah darauf.  Dieser, mit Gold, Silber, Perlen, Diamanten, Saphiren, Rubinen und Smaragden ausgestattete Thron gilt heute als verschollen. Auch, weil der indische Staat keinerlei Erhaltung betrieben hat, die Wasserbecken sind leer, die Räume kahl. Nur ein Militärmuseum gibts.
Wird vielleicht alles noch ... Trotzdem strömen  alle Touristen rein.

Weiter gehts zur größten Moschee Indiens, der Freitagsmoschee. Diesmal per Tuktuk, weil die Straße schier unüberquerbar ist. Mittags ist der große Platz mit Taj-Mahal-artigem Bau ( war der gleiche Baumeister) und 40 m hohem Minarett davor gesperrt, da kommen die Moslems beten.
Jetzt haben sich Familien, weit gereist wahrscheinlich, wie zum Picknick niedergelassen, Kinder rennen fröhlich rum und spielen in einem Riesenberg Mais (Taubenfutter) wie im Sandkasten.

Nun zum Gewürzbasar. Mitten drin ist großes Geschrei und Gezerre (aber nicht aggressiv interessanterweise!), weil sich in einer Kurve mehrere Lieferkarren hoffnungslos ineinander verkeilt haben und niemand mehr durch die sehr engen Gassen kommt. Grad noch wir Menschlein quetschen uns lang. Aber die Gewürze, Nüsse, Datteln und der Duft - ein Traum!
Mittags genoss ich ein kleines Tonbecherchen süßen Milchreis (oder so ähnlich) mit Mandeln und Olaf eine frittierte Teigtaschen mit Kichererbsenmasse gefüllt. Die hielt bis Abends satt.
Zurück mit der Metro. Nanu, diesmal nur Frauen, nicht ein einziger Mann drin? Ach so, ist ein Frauenwaggon! (Ich seh übrigens nur zwei ganz Alte, die nicht aufs Handy schauen.) Für Männer verboten. Olaf muss rüber in den anderen Wagen gehen, dort sind sie wieder versammelt.

So, jetzt bin ich erstmal bissl ko, also froh, wieder im Haus zu sein.
Abends gehts wieder zum Essen los, diesmal Tali im vegetarischen  Lokal.